4. Januar 2011

Tagebuch Eintrag 12 – Teil 2 in Eintracht


Vorm und im Stadion
Endlich auf dem Parkplatz angekommen am alten Waldstadion, ging es zu Fuß in Richtung Commerzbank Arena. Da einige von den Jungs schon ein paar Mal da waren, warnten sie den Rest der Truppe: „Lasst und da vorne noch ne Wurst mitnehmen, wir haben noch einen kleinen Fußmarsch vor uns!“. An der Würstchenbude angekommen, schaute ich auf Richard´s Jacke. Sie war von hinten völlig weiß mit Schnee. Es schneite doch gar nicht mehr. Wer außer Frau Holle war dafür verantwortlich? Es war BA. Er hatte seinen riesigen Spaß immer mit der Fußspitze den Schnee auf seinen Vordermann zu spitzeln. So ganz locker und leicht. Erinnert ihr euch an den zart getretenen Freistoß von Nuri Sahin gegen Werder Bremen? Genauso elegant spitzelte BA den Schnee gegen Richard´s Jacke. Aber nicht nur Richard´s Jacke war betroffen. Nach ca. fünf Minuten waren alle Jacken befallen und alle hatten Spaß wie im Kindergarten.

„Boah, hier sind ja heute nur Dortmunder im Stadion. Ich sehe ja kaum Frankfurter!“ ließ BA aus seinem Mund verlauten. Dimitri hatte prompt die Antwort parat „Das nennt man Verkehrsführung oder meinst du die lassen schon vorm Spiel beide Fangruppen aufeinander treffen?“. Da schoss mir gleich ein Bild durch den Kopf. Dortmunder Ultras und schwarze vermummte Eintracht Ultras treffen sich am Parkplatz und trinken zusammen nen heißen Kakao mit Sahne und diskutieren, ob Jo Gerner erster Vorsitzender des DFB wird. Dimitri hatte Recht.
Da steckte schon System hinter, erkannte ich dann auch.


Kurz vorm Eingangsbereich des Stadions gingen plötzlich alle noch einmal in die Büsche. Kollektives Pinkeln war angesagt. Nur ich musste nicht und schaute mir das Schauspiel von weiten an. Ich habe es schon kommen sehen, irgendwas musste wieder passieren. Und bevor ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, hörte ich auch schon wieder dieses laute „Häääääh, häääääh!“.
Richard war erneut der Leittragende. Er wollte pinkeln und hatte eine Portion Schnee gegen seinen Schnipi bekommen. Nein, es war nicht die Amsel auf dem Ast im Baum durch versehentlich herunterstürzenden Schnee dafür verantwortlich. So viel Schnee kann dort nicht herunter fallen. Es war dafür ein anderer Vogel verantwortlich. Der Vogel hieß BA und hatte sichtlich seinen Spaß.

Jetzt rannte uns ein wenig die Zeit davon, weil es nicht mehr lange bis zum Anstoß war.
Wir standen nun plötzlich vor dem Stadion mit der gelben Schrift. Ich fand es schon irgendwie beeindruckend, aber das mag auch daran liegen, dass ich noch nicht so viele Stadien gesehen haben. Der Dortmunder Anhang fand es natürlich sehr klein und bescheiden, wie ich in den Gesprächen verfolgte. Kein Wunder, spielt man auch vor 80.000 im größten Stadion in Deutschland.
Die Fangesänge wurden immer lauter und plötzlich teilte sich unsere Gruppe. Drei Borussen gingen in ihre Kurve und der Rest in den Eintracht-Block. Ich schloss mich der zweiten Gruppen an.
Wie gesagt, ich bin neutral – hatte so allerdings mal 90 Minuten Ruhe vor BA.

Wir hatten einen guten Blick auf den Rasen und das ganze Drumherum. Zugegeben: Wir haben ein wenig getrickst, weil wir nicht unsere wirklichen Plätze einnahmen. Die waren weiter oben, fast unter dem Stadiondach. Da wollten wir nicht sitzen. Marc sagte: „Hier oben dauert es zu lange mit dem Bier holen, lasst uns weiter unten Plätze ergattern!“. So klappte es dann auch und wir saßen fast am Ausgang im Oberblock.
Wir saßen eigentlich nicht lange, weil sofort einer von uns in Richtung Bierbude ging. Er kam mit vier vollgefüllten Bechern zurück. Es war keine Fanta da drin.
Anpfiff – das Spiel ging los.
Über das Spiel will ich eigentlich gar nicht so viel berichten, die Bilder hat ja jeder im Fernsehen gesehen. Zumindest dann, wenn er ein richtiger Fußballfan ist. Es war halt ein typisches Unentschieden-Spiel, fand ich. Allerdings mit dem etwas glücklicheren Ende für die Heimmannschaft, wie man in der 87. Minute gemerkt hat. „Den Griechen darfst du niemals aus den Augen lassen!“ rief Dimitri und war überglücklich. Auch die anderen feierten diesen Sieg überschwänglich. Ich ließ mich von der Stimmung anstecken und hatte nun auch ein wenig Sympathie für die Eintracht erlangt. Ich sagte ganz nüchtern zu Marc: „Hätte der Barrios das Dingen eine Minute vorher gemacht, dann.....!“.
„Hätte-hätte-Fahrradkette!“ schrie Dimitri. Aber so ist Fußball eben. Im Stillen dachte ich mir, dass es für die Liga eigentlich mal ganz gut war und dadurch Spannung wieder aufkommt. Schließlich musste es ja mal passieren, dass die Dortmunder verlieren. Die haben bisher ja eine riesige Saison gespielt. Aber heute waren sie auch nicht ganz so giftig und dominant und von da an war der Sieg der Eintracht gar nicht unverdient. Was macht eigentlich Richard?

Ich schaute auf seinen Platz und dieser war leer. Wo war er? Der Trottel hat das Tor verpasst und war Bier holen. „Prost!“, meinte er nüchtern als er zurück kam. „Ist was passiert?“ fragte er grinsend.
„Nee, die spielen hier laut die Tormusik, weil Raul auf Schalke gerade seine dritte Hütte gemacht hat, du Volldepp!“ meinte Asrael.
Unten im Gästebereich empfingen wir dann wieder die Dortmunder. Sie schauten irgendwie nur halbfroh aus der Wäsche. Natürlich mussten sie sich einige Sprüche anhören, waren allerdings nicht beleidigt.

Rückfahrt
Das ganze setzte sich dann auf der Rückfahrt im Bulli fort. Erst war es eine ganze Zeit still. Der ein oder anderen nuckelte an seinem Bierchen. Nach ca. 45 Minuten machten wir nochmal einen Rast, weil die Getränke komischerweise leer gegangen sind. Die Tankstelle war voll von Dortmund-Fans. Die Laune bei denen war eher recht als schlecht. Die Auswärtsniederlage hatten sie schon längst wieder verarbeitet. Sie feierten laut ihre Herbstmeisterschaft und gröllten negatives über den Erzfeind aus Gelsenkirchen.
So ist Fußball eben, dachte ich mir. Immer unberechenbar, aber immer voller Emotionen. Wer hätte denn Gedacht, dass die Dortmunder mit einem solchen Vorsprung ganz oben stehen? Und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Eintracht den Dortmundern die erste Auswärtsniederlage am letzten Hinrundenspieltag zufügt? Niemand.
Kurze Zeit später war auch die Stimmung im Bulli wieder auf 180. Diesmal war es nicht unbedingt BA, der dafür sorgte. Ich machte mir schon Sorgen um ihn. Er war so ruhig. Hatte er etwa Halsweh? Dimitri eröffnete den Sprechgesang und laberte irgendeinen Dünsch. Erst nervte er, weil er sich ständig wiederholte. Dann aber gewöhnte man sich an den geistigen Schrott, den er sang und alle machten mit. Alle klopften gegen das Dach des Bulli und hüpften mit. Die Stimmung erreichte seinen Höhepunkt. Selbst der Fahrer konzentrierte sich mehr auf sein Mitsingen als auf die Straße.
Wow, so bekloppt sind also Fußballfans. Ich fühlte mich wohl bei Ihnen und lehnte mich entspannt zurück in den Sitz.
Asrael fuhr uns sicher nach Hause. Es war 22.30h und wir waren zurück in unserem kleinen Dörfchen. Es war ein schöner Ausflug. Alle waren irgendwie erschöpft und gingen friedlich schlafen. Bis zum nächsten Mal. Es war mit Sicherheit nicht die letzte Tour, die die Jungs vom VfK gemacht haben.

2 Kommentare:

  1. Ich liebe BA! hoffentlich kommt er am Donnerstag auch zum Auftakttraining!

    AntwortenLöschen
  2. Wie läuft denn die Vorbereitung der ersten? Ist das Tagebuch für die Zeit geschlossen? Geheime Vorbereitung unter Ausschluss der Öffentlichkeit?

    AntwortenLöschen