In der Rückschau betrachtet war es schon irgendwie eine merkwürdige Hinrunde. Der Rekordmeister Bayern München ist zwar auf Tuchfühlung zur Champions-League, spielt aber – gemessen an den eigenen Ansprüchen – auch nur eine mittelmäßige Saison.
Noch nicht einmal Mittelmaß erreichte man auf Schalke, in Bremen oder in Wolfsburg.
Ganz düster sieht es dagegen in Gladbach oder Stuttgart aus.
Super läuft´s hingegen in Hannover, Freiburg oder Mainz.
Phänomenal läuft es natürlich beim Herbstmeister aus Dortmund. Aber alles der Reihe nach.
Fangen wir mal mit den Mainzern an. Die legten los wie die Feuerwehr und holten sieben Siege in Folge. Erst am achten Spieltag gegen den HSV setzte es die erste Niederlage. Verantwortlich für diesen Erfolg ist der Jungtrainer Thomas Tuchel, der seine Jungen Wilden zu Höchstleistungen treibt. Dies war zu Beginn der Saison besonders beim Spiel in Wolfsburg zu erkennen. Obwohl man dort 0:3 zurücklag, steckte man nicht auf und holte schließlich noch den 4:3 Auswärtssieg.
Andre Schürrle netzte das ein oder andere mal ein und spielte sich so in die Notizbücher von Jogi Löw. Aber auch in Leverkusen war seine spielerische Dynamik erkannt worden und deswegen sicherte man sich frühzeitig Schürrle´s Dienste für die neue Saison. Ich glaube, man kann schon sagen, dass er der beste Auswechselspieler in dieser Hinrunde war – kurioserweise kam er nämlich sehr oft von der Bank und entschied das Spiel.
Am 6. Spieltag spielten sich die Mainzelmännchen in die Herzen von Fußball-Deutschland, als sie völlig verdient mit 2:1 in München gewannen.
Gerade zum Schluss der Hinserie rotierte Tuchel vielleicht ein wenig zu viel und Mainz schaffte schließlich nicht mehr die Punktausbeute wie zu Beginn. Nun steht der FSV aber völlig verdient auf Platz 2 und überwintert mit sensationellen 33 Punkten.
So viele Punkte hätte man in Gelsenkirchen gerne gesammelt. Auf Schalke ging es alles andere als königlich los, obwohl mit Raul und Huntelaar ein Königssturm verpflichtet wurde. Hinten drin hatte mal als Abwehrchef Christoph Metzelder geholt, der anfangs allerdings ein sehr großer Unsicherheitsfaktor war. Den Tiefpunkt für die Königsblauen gab es am 4. Spieltag, als der Erzfeind aus Dortmund völlig verdient in der Arena mit 3:1 siegte und ein kleiner Japaner mit seinen Dribblings für Furore sorgte. Nein, es war nicht der Schalker Atsuto Uchida.
Genau 10 Spieltage weiter gab es den nächsten Fratzenklatscher. Man reiste zum Aufsteiger nach Kaiserslautern und ging dort völlig sang- und klanglos mit 5:0 unter.
Dann schaffte der S04 allerdings noch einigermaßen die Wende, weil man zum Ende der Hinrunde wieder die Fans begeistern konnte. Die Schalker siegten wieder. Mit 4:0 schoss man Werder Bremen aus der Arena, mit 3:0 den FC aus Köln und auch das 2:0 gegen Bayern war Balsam auf die Schalker Seele. Besonders überragend waren bei diesen Erfolgen der Nationaltorhüter Manuel Neuer, aber auch die spanische Ikone Raul. Der Ex-Madrilene schaffte zwei mal einen Dreierpack in der Veltins-Arena und beide male nahm er den Ball als Andenken mit nach Hause.
In der Champions-League steht man überraschender Weise völlig souverän im Achtelfinale und im DFB-Pokal konnte man durch den Sieg in Augsburg ebenfalls die nächste Runde erreichen.
In der Liga Mittelmaß, aber auf den anderen beiden Hochzeiten noch dabei – das stimmt den Schalker zwar nicht überglücklich, lässt ihn jetzt Weihnachten aber trotzdem besinnlich feiern.
Einen kleinen Stein im Magen lösen nur zwei weitere Tatsachen aus:
1.Das Schalker Urgestein Manuel Neuer flirtet heftig mit Bayern München
2.Die blöden Dortmunder haben 21 Punkte Vorsprung und sind nur mit dem Fernrohr zu erkennen
Und genau zu den Schwarz-Gelben kommen wir nun. Vater des sensationellen Erfolgs ist natürlich der Trainer Jürgen Klopp, der die Liga mit erfrischendem und schnellem Fußball begeistert.
Oftmals überrollen die Dortmunder einfach ihre Gegner. Das 5:0 gegen Kaiserslautern oder das 4:0 in Hannover sind Beweis dafür. Aber auch das 2:0 gegen die Bayern ist spätestens Warnung genug, dass die jungen Bubis aus Dortmund es ernst meinen diese Saison. Daher ist es auch kein Zufall, dass Jogi Löw fürs Testspiel gegen Schweden mit Marcel Schmelzer, Kevin Großkreutz, Mats Hummels und Mario Götze gleich vier neue aus dem Lager der Borussen einlädt. Wäre der Nuri Sahin Deutscher, würde er mit Sicherheit auch für den DFB auflaufen. Er ist irgendwie der neue Kopf der Mannschaft. Im Mittelfeld zieht er die Fäden und weiter vorne streichelt er elegant wie gegen die Bayern oder Bremen die Freistöße in des Gegners Maschen.
Man könnte das Spiel noch weiter treiben. Wäre der Kagawa kein Japaner, würde er natürlich auch eine Chance bei Jogi erhalten. Genau diese erhält er nun im Januar für sein Land beim Asia-Cup. Seinem Team wird er dann gewiss fehlen. Spätestens seit seinem Doppelpack auf Schalker ist er für den BVB-Fan unsterblich geworden. Aber auch seine Dribbling und seine Leichtigkeit begeistern den neutralen Fan. Bei jedem Heimspiel macht Michael Zorc eine Faust in der Tasche – es ist allerdings die Siegerfaust. Er war es, der das japanische Superschnäppchen für 350.000 € entdeckt hat. Würde er ihn jetzt verscherbeln, würden Vereine wie Real Madrid ein Vielfaches vom Einkaufspreis zahlen.
Der BVB siegte sensationell in allen acht Auswärtsspielen. Erst am letzten Spieltag setzte es in Frankfurt bei der Eintracht die erste Auswärtspleite. Diese hatte sich allerdings angedeutet, weil man drei Tage vorher unglücklich und verärgert in der Europa-League in Sevilla ausschied. Ein kleiner Fleck auf die ansonsten perlweissen Weste der Borussia.
Am Ende steht völlig verdient die Herbstmeisterschaft mit genau 10 Punkten Vorsprung auf die Zweitplatzierten aus Mainz und Leverkusen.
Die Werkself aus Leverkusen spielt eigentlich völlig unüberraschend und stinknormal. Das ist wiederum sehr ungewöhnlich, schaut man sich mal die Situation der anderen Vereine an.
Man steht eigentlich genau da, wo man Bayer auch vor der Saison eingeschätzt hat. Nicht ganz weit oben, aber immer noch weit oben genug. Vielleicht wäre fürs Team von Jupp Heynckes auch noch mehr drin gewesen, hätten sich Michael Ballack, Simon Rolfes und Stefan Kießling nicht so schwer verletzt. Aber kann man das so sagen? Hätte Jogi Löw in Südafrika auch so viel Erfolg gehabt wäre Michael Ballack mit dabei gewesen? Führen wir das jetzt nicht weiter aus.
Vielleicht schafft die Werkself ja noch so eine Aufholjagd auf Dortmund wie im Spiel gegen Wolfsburg. Auch da lag man 0:2 hinten, schaffte aber dank der zwei Tore von Simon Rolfes noch den Sieg bei den Wölfen.
Nun hat man es im ersten Rückrundenspiel gegen Dortmund selbst in der Hand den Vorsprung auf sieben Punkte schmelzen zu lassen. Aber damit hätte man eigentlich schon gegen Freiburg anfangen können – man schaffte hier im letzten Spiel bei Schnee und Graupel nur ein Unentschieden.
Besonders gut sind bei Bayer die Spieler Arturo Vidal und Sidney Sam aufgefallen.
Lesen Sie im zweiten Teil, wie die Saison für Bayern, Stuttgart oder die Rheinclubs verlief.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen