24. Dezember 2010

Tagebuch Eintrag 11 – Dortmund in Eintracht


Los geht´s
Irgendwie tut eine Fußballpause ja auch mal ganz gut. Aber irgendwie fängt man nach vier Tagen ohne Ball auch wiederum an am Rad zu drehen. So auf jeden Fall haben es mir einige der Kicker der Ersten bestätigt. Ich glaube, das war auch der Grund, warum nun schon zwei Mal Training in der Halle statt fand. Eigentlich wollte der Spielertrainer diese Einheiten nutzen um noch die letzten Saisonspiele erfolgreich zu bestreiten. Aber das konnten wir ja bekanntlich knicken. Wenn schon am Frankfurter Flughafen nichts mehr geht, dann geht auch spätestens nichts mehr im beschaulichen Nordbögge. Der Platz ist auf jeden Fall so weiß, als dass er die Spielstätte von Dynamo Minsk sein könnte.
Aber apropos Frankfurt. Ich wollte euch ein wenig über die kleine interne Mannschaftsfahrt erzählen, die ich am Samstag mitgemacht habe und diese führte zum Bundesliga-Spiel Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund. Eigentlich war ich schon so gut wie im Weihnachtsurlaub in meiner Heimatstadt Berlin. Als ich aber von der Fahrt hörte und auch noch spontan Plätze frei waren, entschloss ich mich mitzufahren. Ich bin zwar weder Eintracht noch Dortmund-Fan, aber die buntgemischte lustige Truppe war für mich ausschlaggebend mitzufahren. Irgendwie total behämmert im Nachhinein freiwillig 250 km Autobahn zurück zu legen. Hat ja gar nicht geschneit die letzten Tage! Und vor allem hat es ja auch keine Staus und querstehende LKWs gegeben in ganz Deutschland.
Arschlecken. Wir fahren da hin. Egal wie kalt es ist, egal was die Straßen sagen, auf geht’s....


Vorm Bulli
Erst einmal passierte gar nichts. Um 9.30h als der Treffpunkt ausgemacht wurde, waren gerade einmal zwei von sieben Leuten am Sportplatz. Es war das Bruderpaar, was schon mit dem Funke-Bulli wartete. Der Diesel-Motor des Transit lief und vorne in der Windschutzscheibe lagen zwei ausgebreitete Fan-Schals. Ich kam näher und es war unschwer ein Eintracht-Wappen zu erkennen. „Was?“, dachte ich mir. Normalerweise ist hier in NRW doch keine Sau Eintracht-Fan. Ich dachte eigentlich, dass wird Leute- und Fanmäßig eine ganz klare Kiste für Dortmund. „Auswärtssieg“ war eigentlich der Sprechgesang, auf den ich mich eingestellt habe. Ich stieg in den Bulli ein und dachte mir, dass ja bestimmt noch der ein oder andere Schwarz-Gelbe hier mitfahren wird.
Keine zehn Minuten später kam auch schon der erste Dortmund Fan angefahren. Aus anonymen Gründen werden die Mitfahrer heute von mir nicht wirklich 1:1 personalisiert – also nenne ich ihn Ewald. Ewald stieg aus seinem Auto aus und begrüßte uns herzlich. Wo hatte der seine BVB Utensilien? Trikot? Fan-Schal oder irgendeine Tröte mit dem BVB-Logo drauf?
Das gab es bei ihm nicht. Der war so neutral angezogen, als würde er auf den Christkindlmarkt nach Nürnberg fahren wollen. Egal, dachte ich mir. Hauptsache der macht gleich Stimmung.
Dann erreichte dem Hauptorganisator ein Telefonat. Richard war an der anderen Leitung. Er meinte nur, er würde gleich kommen. Gestern war es ein wenig später bei ihm und er hatte noch Weihnachtsfeier vom Betrieb aus. Er schiebt sich noch kurz ein Aufbackbrötchen in den Ofen und dann macht er sich auf den Weg.
Dimitri, dem Leiter des Projekts hier, ist fast das iphone in den Schnee gefallen, als er das hörte. „Wir haben seit 10 Minuten ausgemachten Treffpunkt, du Sackgesicht!“ schrie er leicht erregt.
„Geh doch noch baden du Klöttenponny“ setzte er noch einen drauf. „Aber lass Badewasser drin, ich geh auch noch rein!“ setzte er dem ganzen die Krone auf. Ich kenne diese blöden Sprüche ja aus der Kabine, aber trotzdem muss ich immer wieder auf ein neues lachen.
Eine kurze Zeit verging und der nächste Mitfahrer näherte sich der Truppe. Er kam mit lauter Musik und schnellem Tempo angefahren. Er erinnerte mich mit diesem Fahrstil an BA vom A-Team.
Als er die Fahrertür öffnete, dachte ich mir: Der sieht auch optisch irgendwie aus wie BA.
Später stellte sich heraus, dass das der absolute Klassenclown war. Der Typ ist ein richtig lustiger Vogel. So einen brauchst du im Team. Dazu aber später mehr...
BA war auf jeden Fall so gekleidet als würde er in wenigen Minuten zum Strandpicknick nach Norderney fahren. Wahnsinn. Der kannte keinen Schal, keine Mütze und auch keine Handschuhe. Der Kollege hatte einen gestreiften Sommerpulli mit V-Ausschnitt an und ein dünnes Jäckchen.
Er sah aus als würde er diesen Morgen noch mit seiner Oma Haferflocken gefrühstückt haben.
Und auf geht’s in die Commerzbank-Arena bei minus 7 Grad Celsius.
Nun trudelte auch Richard mit seinem Karren ein. Er versuchte mit 6 km/ Schrittgeschwindigkeit den Parkplatz hoch zu fahren. Das klappte aber leider im ersten Anlauf nicht, weil der Typ Sommerreifen drauf hatte. Also rutschte er wieder die kleine Rampe herunter.
Dann fuhr er den Meereweg langsam herunter um Anlauf zu nehmen. Beim Wendemanöver blieb er allerdings erneut im Schnee stecken. „Oh scheisse. Wir komme hier nie pünktlich weg!“, dachte ich mir. Richard hatte die Ruhe weg. Kein Wunder, er hatte ja noch zehn Minuten vorher sein warmes Brötchen gefrühstückt. BA fand den Vorfall auch so lustig, dass er lautstark anfing zu lachen.
Lachen scheint er gerne, was sich später im Bulli herausstellte. Halb Nordbögge war spätestens jetzt bei dem Lachlärm wach.
Jetzt kam auch noch Marc an und die Truppe konnte endlich los fahren.

Im Bulli
Los ging also die weite Reise in Richtung Frankfurt, dachte ich mir. Ich schnallte mich erst einmal schön an und machte es mir im Sitz gemütlich. Das hätte ich mir auch sparen können. Nach exakt 55 Sekunden machten wir den ersten Rast. Dieser ereignete sich am Getränkemarkt. BA und Dimitri stürmten den Laden und kamen mit zwei Klimperkisten heraus. Bier und Mixbier waren da drin. Wer hat denn an den Fahrer gedacht?, schoss mir durch den Kopf. Die Antwort: Entweder er trinkt mit oder er hat Pech. Es machte „zisch“ und das erste Bier war offen.
Wir waren gerade auf der A45 unterwegs als einer der Truppe wiederum so was von laut lachte, dass der Fahrer schon zusammenzuckte. Ich war zuerst ratlos und wusste nicht, warum er so lachte. War er einfach ein lebenslustiger Typ und hatte Spaß an diesem Ausflug? Als sich dann aber meine Nasenflügel zusammenzogen, wusste ich um den Grund seines Ausbruchs. Er setzte widerlichen Gestank frei. Das war so Atem betäubend, dass wir alle Fenster bei Tempo 135 öffnen mussten. Selbst Asrael der Fahrer hielt seinen Schädel raus in die Eiseskälte. Der Furzer zelebrierte richtig seinen Gestank. Er lachte immer lauter und es sammelten sich Tränen in seinen Augen. Er fand die Leistung, die seinem Arschloch entsprang, phänomenal gut. So etwas hatte ich bis dato noch nicht erlebt. Wie freut der sich erst, wenn der BVB heute gewinnen wird, fragte ich mich. Es hat nur noch gefehlt, dass der Fahrer rechts heran fährt und der Bundespräsident ihm das Bundesverdienstkreuz überreicht. Oder aber Dieter Bohlen, Sylvie van der Vaart und Bruce Darnell teilen ihm mit:
„Mit dieser einzigartigen Leistung hast du echt das Zeug zum Supertalent!“.

Der am Lenkrad sitzende Asrael hatte kurze Zeit weniger zum Lachen. Einigermaßen erholt von dem Gestank sah er plötzlich die Fahrbahn nicht mehr. Die Sonne war auf Halbmast und es machte den  Anschein, als würde dieser Funke-Bulli direkt in die Sonne hinein fahren. Dazu kam auch noch der Schnee vom Dach und das Regenwasser von den anderen vor uns fahrenden Fahrzeugen.
So guckte Asrael also durch ein kleines Bullauge und lenkte das Gefährt weiter. Mir wurde ganz schön mulmig in der Magengegend. Ich war es auch nicht gewohnt, so oft Auto zu fahren. Aber plötzlich gingen mir wieder die Bilder von den querstehenden LKWs aus der Tagesschau durch den Kopf. Ich wollte meine Angst und Unruhe mit den anderen Fahrgästen teilen. Ein Blick in die Runde verriet allerdings, dass die anderen alle ziemlich tiefenentspannt waren. Der Beifahrer gab dem Fahrer schließlich ein Schluck Bier und dieser nahm fast dankend an. „Gib mir Mixbier – ich muss ja noch fahren!“ sagte er ohne mit der Wimper zu zucken.

Keine drei Minuten später und das Schauspiel mit den Arschgasen wiederholte sich. Bis wir in Frankfurt waren wiederholte sich das ganze bestimmt ungelogen 19 mal. Es war immer der Gleiche oder auch das Selbe. Scheiss Grammatik, sucht euch was aus. Bin ja schließlich kein Journalist und beim Rechtschreibtest in Köln war ich ja auch nicht der Beste.
Arsch auf, Duft heraus, blöd in die Gegend gucken, lautes Lachen, lautes Entsetzen, Fenster auf, kotzendes Würgen, Fenster zu, Klappe zu, Affe tot.

Als sich dann die Gemüter etwas beruhigten, kam Dimitri daher mit einer ganz schlauen Weisheit:
„Also Dortmund hat schon ein schweres Rückrundenprogramm!“
Der ganze Bulli lachte sich kaputt. Dass dieser nicht umfiel wie die A-Klasse beim Elchtest war alles. Er meinte natürlich, dass Dortmund auswärts starke Gegner haben wird. Aber das hat vor lauter Gebrüll keinen mehr interessiert....

Fortsetzung folgt...


 


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