Verdammt, es ist ja schon wieder Freitag und ich muss dieses Tagebuch unbedingt weiter führen.
Diese Woche steht anscheinend ganz im Zeichen von: „Bundesliga? Wain aller?“ – was das bedeutet? Ich habe also die Art zu sprechen hier schon völlig verinnerlicht. Und das hier gerade bedeutet einfach nur so viel wie: „Wen interessiert schon die Bundesliga.“ Und ich muss das genauso stehen lassen, denn was in dieser Woche hier alles passiert war, würde wohl in keine der Berichterstattungen in den üblichen Sportsendungen Platz finden.
Es war Montagabend, ich hatte gerade meinen letzten Tagebuch Eintrag von der „22“ veröffentlichen lassen und öffnete den Westfälischen Anzeiger. Ich wollte eigentlich nicht mehr als den Zeitungsbericht über das Spiel des Vortages lesen, da stach es mir in die Augen.

Während Die Erste auf dem Sportplatz an der Feuerwehr im Kampf um Platz 2 patzte, war in Bönen bei unserem Ortsnachbaren und Derbygegner die Hölle los.
Laut WA schickte der Unparteiische bereits in Halbzeit eins 6 Spieler des FC Overberge vom Platz. Der FC ist Aufstiegskandidat Nummer 1 in dieser Saison und fühlt sich als direkter Kontrahent unserer Ersten. Die Overberger fühlten sich betrogen und belogen, denn so viele Platzverweise fanden sie nicht berechtigt und es werden ihnen wohlmöglich viele Spieler in den kommenden Ligaspielen fehlen. Sie gingen vom Platz, das Spiel wurde abgebrochen, doch der FC unterschrieb den Spielbericht nicht. Was ein Chaos.
Das war lange noch nicht alles. – ich laß diesen Artikel und dachte bei mir: „Die Reise hierher hat sich gelohnt wie keine andere, ist es nicht einfach mitreißend was hier passiert? - aber wie erwartet, das war noch lang nicht alles, die Krux an dieser Geschichte. Der scheinbar übertrieben agierende Schiedsrichter pfeift im Auftrag des VfK Nordbögge, ja genau, der Verein der Ersten. Daher auch der aggressive Titel, den der WA hierzu wählte.
Etwas verwirrt durch den Artikel, griff ich zum Telefon und rief den Trainer an – ob der schon davon wusste? Klar, wusste er das. Dumm nur, dass er es mir nicht erzählt hatte. Umso mehr ich darüber sprach, um so intensiver empfand ich Dankbarkeit dafür, dass ich hier war. Denn diese Geschichten sind es, die den Fußball so großartig machen, bei sowas bekomme ich ein merkwürdig schönes Gefühl von Euphorie in meiner Magengegend.
Also weiter geht´s.
Bei den Spielern der Ersten, und auch eben beim Trainer ist der Schiedsrichter des Tages gar nicht bekannt als Pfeifferchen des Vereins. Nein! Man hatte mit ihm sogar selber vor 2 Jahren ein ähnliches Erlebnis. Dort arbeitete er für einen anderen Verein und stellte 5 Spieler der Ersten vom Platz, gab einen Elfer nicht. Die Erste verlor damals 7:6 bei einem Auswärtsspiel.
Und der aktuelle Trainer von Bönen, war in diesem verrückten Spiel wohl sogar einer der letzten 6 Spieler der Ersten von Nordbögge, die nach Abpfiff dieses Spiels noch auf dem Platz standen! Wow, was eine unglaubliche Geschichte. Nach 2 Wochen hier ist dasmit Sicherheit das erste, was ich nie vergessen werde. Dieses Thema schien in der Region viele Emotionen los zu reißen, musste ich feststellen, als ich die Kommentare der Leser unter dem Artikel bei Wa-online.de gelesen haben. Verrückte Welt des Fußballs.
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Taktiktafel! |
Am Dienstag Abend angekommen in der Umkleidekabine fand sich schon wieder die Mannschafft in der Kabine ein, um wiedermal Klartext zu sprechen. Die Geschehen aus Bönen interessierten hier niemanden, hier hatte man sicher genug mit sich selbst zu tun, denn die Niederlage am Wochenende war ein herber Rückschlag, die Taktischen und die Moralischen Fehler sollten jetzt endgültig angesprochen und ausgemerzt werden. Im Vergleich zu dem Training der Vorwoche schien das lange Gespräch endlich Erfolg zu zeigen, denn es ging hier gut zur Sache. Das war die Härte und der Zug, den man sich hier seit Wochen wieder im Training wünschte.
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Köpfen und sprinten! |
Der Trainer scheuchte die Jungs im Sprint zwischen den Hütchen her, diese taten sich dabei aber schwerer als erwartet. Und genau deshalb stand auch am Donnerstag die ein oder andere Laufeinheit auf dem Programm.
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Naß nach dem Dreckswetter |
Es wehte ein rauer Wind und es regnete in Strömen, doch die Jungs bissen sich durch, man sah eindeutig eine andere Körperhaltung. Die Gespräche sollten also Wirkung zeigen.
Auch nach den Einheiten blieben viele länger in der Kabine als in den voran gegangenen Wochen. Die Stimmung war wohltuend positiv. Und ganz unerwartet kam dann in der Gifthütte von Dieter beim ersten Bier doch noch das Thema vom Spiel Overberge gegen Bönen auf den Tisch. Alle waren sich zu mindestens hier einig - dass der Schiedsrichter aus Nordbögge kam, wusste niemand.
Für den morgigen Samstag ist eine Tour der Mannschaft zu einer Fernsehshow auf RTLII in Köln geplant, die Ausstrahlung wird allerdings erst im Februar stattfinden. Ein weiterer Plan des Trainers, wie er die Gruppe zu einem noch besseren Team formen will?
Für das Spiel am Sonntag stehen die Vorzeichen wohl schlecht. Ich würde gerne dabei sein, wenn die ERSTE einmal gewinnt. Ich möchte dabei sein und sehen, wie die Spieler diese positiven Emotionen ausdrücken und erleben. Doch es steht ein Spiel auf einem Rasenplatz an, und sollte die Witterung so bleiben, und sich der Wetterfrosch nicht vollkommen vertan haben, dann ist eher mit einer Spielabsage zu rechnen. Denn die Stadt würde den Platz sperren, das dieser sonst länger nicht mehr bespielbar wäre.
Das wäre gegen meine Wünsche, aber auch damit muss ich wohl leben.
Lassen wir uns überraschen.
Astrein geschrieben. Bloß weiter so. Ein Glück das du für die ERSTE schreibst ;-)
AntwortenLöschenIch auch! Heilfroh!
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